Unsere Forderungen für das Studium während und nach Corona:
1. Wir fordern von der Unileitung, dass für das Wintersemester 2021/22 schneller Planungssicherheit über den Ablauf des Semesters erfolgt! Dabei gilt es die Studierendenschaft stärker in die Planungen einzubeziehen!
Seit über einem Jahr findet der Universitätsalltag unter stark veränderten Umständen der digitalen Lehre statt. Anwesenheit in Darmstadt ist daher nicht mehr zwingend erforderlich. Viele Studierende haben deshalb nicht mehr (oder noch nicht) ihren Lebensmittelpunkt in Darmstadt. Für diese Studierenden, aber auch für die zukünftigen Erstsemester, ist es wichtig frühzeitig Planungssicherheit für das Wintersemester 2021/22 zu haben. Eine kurzfristige Entscheidung der Universität über die Organisation des Semesters im August oder September reicht dafür nicht aus.
Digitale Lehre während und nach Corona
2. Wir fordern auch für die Zukunft, dass Vorlesungen vermehrt aufgenommen werden und zeitnah nach Vorlesungsende online gestellt werden, um so flexiblere Lernzeiten zu ermöglichen!
Einer der wenigen Vorteile der digitalen Lehre stellte die (meistens) dauerhafte Verfügbarkeit von Vorlesungen dar. Dies ermöglicht Studierenden sich ihre Lernzeiten flexibler einzuteilen und den Vorlesungsstoff auch mehrmals anzusehen. Diese Möglichkeit sollte auch für die Zeit nach Corona vorhanden bleiben. Deshalb sollte es auch in der Zukunft Standard werden, dass Präsenzvorlesungen aufgezeichnet werden und uniintern online zur Verfügung gestellt werden.
3. Wir fordern, dass während der Pandemie keine Lehrveranstaltungen gestrichen werden und insbesondere Übungen und Tutorien stattfinden!
Durch den fehlenden persönlichen Austausch mit den Lehrenden und Tutor*innen ist es für Studierende teilweise schwieriger den ohnehin komplexen Lernstoff vollständig zu verstehen. Noch schwieriger wird dies, wenn Lehrformate aus der Präsenzlehre in der digitalen Lehre teilweise nicht angeboten werden, wie Übungen und Tutorien. Diese Lehrformate gilt es somit auch in der digitalen Lehre fortzusetzen.
4. Wir fordern, dass Vorlesungen technisch auf dem neusten Stand gehalten werden und Lehrinhalte angemessen visualisiert werden!
Gute Lehre zeichnet sich dadurch aus, dass digitale Hilfsmittel in einem angemessenen Maß eingesetzt werden und dadurch Lerninhalte besser und verständlicher vermittelt werden können. Hier bedarf es sowohl für die digitale Lehre als auch für die Präsenzlehre ein umfassendes Konzept der Universität, wie digitale Hilfsmittel in der Zukunft in die Lehre einfließen können. Dazu zählt auch eine gute technische Ausstattung in Räumlichkeiten der Universität und Schulungen für Lehrende für einen zielgerichteten Einsatz von technischen Hilfsmitteln.
5. Wir fordern, dass die Universität auch für die Zeit nach der Pandemie anregt, dass Sprechstunden von Dozierenden digital stattfinden können!
Zur Kontaktreduzierung finden Sprechstunden während der Pandemie digital statt. Dies kann für die Zeit nach Corona aber auch eine gute Ergänzung zu den normalen Präsenzsprechstunden sein. Die Universität soll daher in der Zukunft bei den Dozierenden anregen, Sprechstunden auch online anzubieten.
6. Wir fordern, dass der digitale Bestand der ULB ausgebaut wird!
Während der Corona-Pandemie wurden die Vorteile von digitaler Literatur nochmals größer, weil es dadurch nicht mehr notwendig war, in die ULB zu fahren, um sich Literatur abzuholen. Der eingeschlagene Weg der ULB der Digitalisierung des Bibliotheksbestandes soll daher intensiviert werden. Ein besonderes Augenmerk soll dabei auf Lehrbücher von großen Lehrveranstaltungen gelegt werden.
7. Wir fordern die Beibehaltung des Freiversuches!
Eine unserer Hauptforderungen war schon immer die Einführung eines vierten Prüfungsversuches. In der Pandemie wurde diese endlich von der Studierendenschaft im Senat gegen den Widerstand großer Teile der Professor*innenschaft erkämpft. Dabei haben auch Jusos mitgewirkt. Jetzt wo diese Errungenschaft erreicht wurde und sich nicht das Chaos in den Studienbüros und den Prüfungskommissionen breit gemacht hat, sind wir der Meinung, dass diese Regelung verstetigt werden sollte. Für ein stressfreieres Lernen und Studium!
8. Wir fordern, dass bei Onlineklausuren auf den Einsatz der Software Proctorio verzichtet wird!
Obwohl wir die Durchführung von Onlineklausuren in Sondersituationen ausdrücklich begrüßen, darf eine Onlineklausur auf keinen Fall auf dem Rücken der (Grund-)Rechte der Studierenden durchgeführt werden! Mit Proctorio sehen wir genau das jedoch als Problem.
Auf der einen Seite stehen die offensichtlichen Bedenken bezüglich des Datenschutzes. Insbesondere die Datensparsamkeit und die Verhältnismäßigkeit (vgl. DSGVO) werden allgemein als kritische Punkte angesehen.
Auf der anderen Seite stehen jedoch noch viel Grundlegendere Probleme mit der Software. Zum einen werden Studierende mit nicht ausreichend starker Hardware oder Internetanschluss benachteiligt und zum anderen versucht Proctorio während der Klausur automatisch Bewegungen des Gesichts zu erkennen. Die Erfahrung mit Gesichtserkennungsalgorithmen zeigt jedoch leider, dass diese bei Nicht-Weißen Menschen sehr Fehleranfällig sind (siehe „Racial Bias“).
Selbst wenn man die ganze Datenschutzproblematik wegwischt, gilt für uns: Ein weiteres Tool, welches diskriminierend ist, brauchen wir nun wirklich nicht!
9. Wir fordern auch nach der Pandemie die Abschaffung der Regelstudienzeit!
Studieren während der Pandemie ist anstrengend. Wahrscheinlich mental anstrengender als in Präsenz. Dazu kommt noch die Belastung durch eventuelle Jobverluste von denen Studierende ganz besonders betroffen waren und die Angst um die eigene Gesundheit bzw. der der eigenen Liebsten. Aus all dem kann schnell eine Situation entstehen, die Studieren in „normalen“ Tempo nicht mehr möglich macht.
Deswegen fordern wir insbesondere in der Pandemie, aber auch darüber hinaus die Abschaffung der Regelstudienzeit!
10. Wir fordern von der Universität einen Ausbau an Möglichkeiten zur digitalen Vernetzung von Studierenden!
Studieren ist normalerweise keine einsame Angelegenheit, ob im Audimax, in der Mensa, in der WG oder abends in der Kneipe, viele Studierende sind große Teile des Tages von Gleichaltrigen umgeben. Nun ist das alles momentan nicht möglich und wir sitzen meist den ganzen Tag vor dem Computer, um uns Vorlesungen anzuschauen oder an Seminaren und Übungen teilzunehmen.
Dabei geht die wichtige soziale Komponente jedoch zum großen Teil verloren. Dies sorgt für mehr Stress, weniger Ausgleich und lässt Studieren wesentlich weniger Spaß machen. Insbesondere Erstis sind von davon aus offensichtlichen Gründen noch vielmehr betroffen.
Wir fordern deswegen von der Uni den Ausbau von digitalen Vernetzungsmöglichkeiten an den Fachbereichen. Zwar gibt es Angebote von AStA und Fachbereichen, diese sind jedoch häufig auf spezielle Zielgruppen zugeschnitten, weil der Studierendenschaft einfach die Mittel und Infrastruktur für größer angelegte Aktionen fehlt
11. Wir fordern den Ausbau Sozialberatungen, Studienberatungen und Workshops zum Studienalltag!
Durch Corona wurden Sozial- und Studienberatung und Workshops zum Studienalltag wichtiger denn je.
Bei diesen Leistungen muss sich die Universität bzw. das Studierendenwerk endlich ihrer Verantwortung bewusstwerden und die Studierenden unterstützen.