Die Juso Hochschulgruppe der TU Darmstadt bemängelt den deutlich zu knappen studentischen Wohnraum in Darmstadt und will in Form eines Protestcamps vom 18. auf den 19. Januar 2017 auf den Wohnungsmangel aufmerksam machen. Gerade zu Beginn des Wintersemesters verschärft sich die Lage auf dem Wohnungsmarkt dramatisch. Tausende von Erstsemestler*innen wollen mit dem neuen Studium auch einen neuen Lebensabschnitt in Darmstadt beginnen. Der Versuch eine passable und bezahlbare Wohnung zu finden, gelingt jedoch vielen nicht.
Die Unterbringung in öffentlich geförderten Wohnheimen/Wohnungen im Verhältnis zu der Gesamtanzahl der Student*innen in Darmstadt liegt bei 7,54 Prozent – im Ländervergleich rangiert Darmstadt damit auf dem zweiten Platz. Jedoch beträgt im Bundesschnitt die Unterbringungsquote nach der Statistik des Deutschen Studentenwerks 9,69 Prozent im Jahre 2016. Der Rückgang der Unterbringungsquote in Darmstadt von 10,06 Prozent auf 7,54 Prozent lässt sich nicht nur auf die stetig steigenden Studierendenzahlen zurückführen, sondern auch auf den Wegfall von 240 studentischen öffentlich geförderten Wohnplätzen (Wohnheim in der Riedesel- und Schlossgartenstraße) von 2015 auf 2016.
Die durchschnittliche Warmmiete in einem Studierendenwerks-Wohnheim in Darmstadt beträgt im Jahr 2016, einschließlich aller Nebenkosten, 295 Euro im Monat. Damit liegt Darmstadt ca. 30% über der durchschnittlichen bundesweiten Warmmiete der Studierendenwerken, die nur 238 Euro im Monat beträgt. Der private Wohnungsmarkt ist bereits seit Jahren überlaufen. Zumeist sind Wohnungen für die studentische Situation ungeeignet. Findet sich jedoch eine Bleibe, übersteigt deren Warmmiete tendenziell die der öffentlich geförderten Wohneinheiten.
Mit weniger als 817 Euro pro Monat, die der Hälfte der Student*innen zur Verfügung stehen, können sich viele eineWohnung in Universitätsnähe nicht leisten. Besonders schwierig gestaltet sich die Lage der BAföG-Empfänger*innen. Für die Miete sind beim BAföG-Höchstsatz von 735 Euro lediglich 250 Euro im Monat für Wohnen vorgesehen ist. Besonders Student*innen aus einkommensschwächeren Familien werden dadurch gehindert aus dem Elternhaus auszuziehen oder genötigt einer zeitaufwändigen Arbeit neben dem Studium nach zu gehen. Ebenso stellt die Wohnungsknappheit und teurere Wohnheimzimmer für internationale Student*innen eine große Hürde dar. Unseres Erachtens nach ist ein hochschulnaher Lebensmittelpunkt entscheidend für die erfolgreiche Gestaltung der Studienzeit. Für viele Student*innen stellen lange Anfahrtswege ein großes Hindernis für den Besuch von Lehrveranstaltungen und letztlich auch der eigenen sozialen Teilhabe dar.
Detlef Gollasch, der Sprecher des Darmstädter Studierendenwerks, kommt zum Schluss, dass „mehr Zimmer für Preise nicht über etwa 320 Euro Warmmiete [in Darmstadt] benötigt“ werden. Wir teilen die Einschätzung, dass mehr niedrigpreisige Zimmer benötigt werden, statt weitere hochpreisige luxus Wohnheimplätze wie im „The Fizz“.
Daher fordern wir, dass der Bund und die Länder endlich gemeinsam Verantwortung übernehmen und massiv in sozialen, bezahlbaren Wohnraum für alle investieren. Es besteht ebenso die Notwendigkeit die Studierendenwerke zu stärken und den Neu- und Ausbau von Wohnheimen noch weiter voran zu treiben. Aufgrund der angespannten Lage auf dem Wohnungsmarkt, sollen Kommunen, das politische Mittel der Bebauungspläne nutzen und sozialverträgliche Lösungen für alle Bürger*innen schaffen.